Kaffee-Equipment: Handmühle
Kaffeebohnen selbst mahlen - das ist der ultimative Schritt, um deinen Kaffee zu verbessern. Denn frisch gemahlener Kaffee schmeckt nicht nur besser, sondern eröffnet dir außerdem die Welt der Kaffeezubereitung mit seinen vielen Methoden, Tricks und Variationsmöglichkeiten. Deswegen: der Kauf einer Handmühle ist der erste Schritt ins Kaffee Game und damit ins Rabbit Hole “Specialty Coffee”. Aber keine Angst, es lohnt sich und macht Spaß!
Jeder Person, die uns fragt: “Was brauche ich für guten Kaffee?”, raten wir grundsätzlich zwei Dinge:
Bohnen selbst mahlen
Dafür benötigst du eine Mühle - und die Vorteile für eine Handmühle liegen auf der Hand, denn schon die kleine Investition in eine Handmühle ergibt ein viel besseres Ergebnis.
Vorteile einer Handmühle
Grundsätzlich ist eine Handmühle ist eine gute Entscheidung für Einsteiger. Sie ist erschwinglicher als die elektrische Variante und für ein und denselben Geldbetrag bekommst du eine viel bessere Handmühle als eine elektrische Mühle. So kannst du ein gutes Mahlergebnis für relativ wenig Geld erzielen, denn Handmühlen-Einsteigermodelle gibt es schon für 30 bis 50 Euro. Und ab 150 Euro bekommst du richtig gute Handmühlen (elektrische Kaffeemühlen beginnen erst ab diesem Preissegment).
Gerade dann, wenn du erst einmal in das Thema hineinfinden und ausprobieren möchtest, ob du dazu bereit bist, deinen Kaffee jeden Tag selbst zu mahlen, bietet sich ein günstiges Modell an. Denn Kaffee per Hand zu mahlen ist Handarbeit. Selbst mit den besten und teuersten Handmühlen ist eine gewisse Kraftanstrengung gefordert.
Das tägliche Mahlen der Kaffeebohnen kann aber auch zu einem geschätzten Ritual werden. Es entschleunigt deine Morgenroutinen und lässt dich den Kaffee, den du zubereitest, wertschätzen und bewusster genießen.
Ein weiterer Vorteil ist die enorme Flexibilität, die du dazugewinnst, wenn du deine Bohnen selbst mahlst. Denn nun bist du in der Position zu entscheiden, welcher Mahlgrad das Kaffeemehl hat. Du kannst den Kaffee passend zu deiner Zubereitungsmethode mahlen und musst nicht zu fein gemahlenen Kaffee aus der Packung verwenden, der dadurch immer zu bitter schmeckt. Das ist aus unserer Sicht der wohl größte Vorteil, der die Sache erst richtig interessant macht, denn das eröffnet dir die große Welt der Kaffeezubereitung .
Ein netter (und fundamentaler) Nebeneffekt von frisch gemahlenem Kaffee ist natürlich der bessere Geschmack. Und ehrlicherweise ist das das wichtigste Argument, warum du Kaffee frisch mahlen solltest.
Kaffee verliert schnell seine Aromen, egal ob gemahlen oder in der ganzen Bohne. Deswegen sollte Kaffee so luftdicht wie möglich gelagert werden. Meistens wird Kaffee bereits in praktischen Verpackungen verkauft, die wieder verschließbar sind und mit einem Luftventil (Luft von innen nach außen, aber nicht von außen nach innen) versehen sind. Wird der Kaffee in der Verpackung allerdings vorgemahlen gelagert, verliert er wesentlich schneller seine Aromen.
Der Hintergrund hierfür ähnelt dem Brühvorgang: je mehr Oberfläche der Kaffeebohne mit Wasser in Berührung kommt, desto mehr Kaffeeteilchen werden gelöst - je mehr Oberfläche der Kaffeebohne mit Luft in Berührung kommt, desto mehr Aromen werden gelöst.
Mit frisch gemahlenen Bohnen machst du also grundsätzlich nie etwas falsch. Der einzige Nachteil, den wir fairerweise nennen müssen, ist die Gefahr, dass du deinen Kaffee “falsch” mahlst, also viel zu grob oder viel zu fein. Es ist ein wenig Übung notwendig, um immer auf den Punkt genau Kaffeemehl herzustellen, gerade dann, wenn du noch nie eine Handmühle genutzt hast und die Einstellungsmodi neu für dich sind. Aber auch hier helfen wir dir weiter, damit du zum/zur Mahlkönig:in wirst (:
Einsteigermodelle bei Handmühlen
Für alle, die das frische Mahlen erst einmal ausprobieren und sich vorsichtig herantasten möchten, empfehlen wir die Hario Skerton Plus für rund 30 Euro. Die Hario Skerton Plus ist ziemlich groß und breit, fasst dafür aber bis zu 70 Gramm Bohnen und rund 100 Gramm Kaffeemehl. Das ist vergleichsweise viel für eine Handmühle.
Das Mahlwerk ist aus Keramik. Es handelt sich um ein Kegelmahlwerk, was typisch für Handmühlen ist, da Kegelmahlwerke relativ einfach und günstig herzustellen sind, auch in kleinen Größen effektiv sind und deswegen vielseitig einsetzbar.
Den Mahlgrad kannst du an einem Rädchen einstellen, indem du den Griff herunternimmst und den ausgewählten Mahlgrad anschließend fixierst. Die Skerton kann mittelgroben bis feinen Kaffee mahlen und produziert für den Preis ein bemerkenswert gleichmäßiges Ergebnis.
Wir sind allerdings ein wenig enttäuscht von dem Design der Mühle. Sie kommt sehr plump daher, ist sehr breit und hat einen langen Griff. Sicherlich erleichtert der lange Griff den Mahlprozess und der breite Aufbau fördert die Stabilität der Mühle, insbesondere, wenn du sie auf dem Gummifuß auf eine Oberfläche stellst. Deswegen möchten wir mit unserer nächsten Empfehlung ein besonderes Design-Highlight vorstellen.
Die Porlex Tall V II für rund 65 Euro ist designtechnisch genau das Gegenteil zur Hario Skerton. Sie ist schlank, handlich, kompakt und präsentiert sich komplett in einem Edelstahlgehäuse. Das Mahlwerk ist vergleichbar mit dem oben genannten Einsteigermodell. Es handelt sich auch hier um ein konisches Mahlwerk aus Keramik, das ein zufriedenstellend gleichmäßiges Mahlgut herstellt, von fein bis mittelgrob.
Größter Unterschied zur Hario Skerton sind das Fassungsvermögen und die Einstellung des Mahlgrades. Die Porlex Tall fasst weniger als die Hälfte der Bohnen bzw. des Kaffeemehls. Die Einstellung des Mahlgrads ist allerdings einfacher, da das Rädchen unter dem Mahlwerk sitzt und von dort aus in wenigen Klicks umgestellt werden kann. Uns gefällt das robust wirkende Design der Polex sehr gut.
Wer eine noch kleinere Mühle für Reisen oder Campingtrips sucht, kann sich einmal die Porlex Mini VII ansehen, die mit einer Höhe von nur 13 cm wirklich sehr kompakt ist und dementsprechend kleine Mengen Kaffeebohnen (etwa 20g) fasst.
Richtig gute Handmühlen
Wer nun einen Schritt weiter gehen will in Sachen Qualität und Mahlergebnis, der muss ein wenig mehr Geld in die Hand nehmen. Die Comandante C40 MK4 ist das go-to der europäischen Kaffeeszene und kostet etwa 220 Euro.
Wir nutzen die Comandante seit vielen Jahren, sie ist nicht mehr wegzudenken aus unserem Alltag. Besonders in Kombination mit einer elektrischen Mühle ist es praktisch, eine Comandante zu besitzen, denn sie lässt dich viel einfacher und schneller zwischen den Mahlgraden hin und her switchen. Mit einer elektrischen Mühle mit Scheibenmahlwerk ist das nicht ganz so einfach möglich, da sie einige Gramm an Kaffeebohnen oder teilweise sogar mehrere Mahldurchgänge benötigt, bevor sie korrekt umgestellt ist. Deswegen lohnt es sich, beispielsweise für Filterkaffee die elektrische Mühle zu nutzen und für andere Zubereitungsarten oder anderweitige Experimente die Handmühle.
Du kannst die Comandante C40 MK4 im Mahlgrad verstellen, indem du den Auffangbehälter aus Glas abdrehst, die Kurbel mit der Hand festhältst und nun kannst du am Rad nach rechts oder links drehen, ohne, dass die Kurbel durchdreht.
Das Einstellen des Mahlgrads und vor allem das Zurückkehren auf eine bestimmte Mahleinstellung erfordert ein wenig Übung. Das Zahnrad ist nicht beschriftet und auch einen klassischen sofort erkennbaren “Nullpunkt” gibt es nicht. Dafür gibt dir das Mahlwerk bei der Einstellung ein haptisches und akustisches Klick-Signal bei jeder Stufe mit, was das Zählen und Nachverfolgen einfacher macht. Hier heißt es trotzdem immer: ausprobieren. Das ist aber gar nicht schlimm, da die Comandante sofort das gewünschte Mahlgut nach einer Änderung produziert, also ohne großen Ausschuss.
Was dir sofort auffallen wird, sobald du deine erste Comandante in Händen hältst, ist die wertige Verarbeitung. Die Comandante C40 MK4 hat einen Kurbelknauf aus Eichenholz, das Innere besteht zu großen Teilen aus hochwertigem Edelstahl und das Auffangbehältnis ist aus Glas. Der Körper und der Knauf der Mühle passen optisch perfekt zusammen und es gibt einige Farb- bzw. Holzvarianten, zwischen denen du auswählen kannst.
Das Mahlwerk produziert deswegen so ein gleichmäßiges und homogenes Mahlgut, weil es so gut stabilisiert ist und darüber hinaus aus extrem robustem Material besteht. Beim Mahlen wirst du sehen, dass keine Bohnenreste im Mahlwerk verbleiben und sich dadurch kein alter Kaffee zu den frischen Bohnen mischt.
Außerdem ist die Comandante für ihr großes Können recht klein und handlich. Mit knapp 17cm Höhe und 6 cm Breite fasst sie locker 40 Gramm Kaffeemehl.
Mit einer Comandante kannst du deine Specialty Coffee-Reise unbekümmert starten und wirst sehr lange Freude an ihr haben. Man merkt es schon: wir sind große Fans der Comandante. Trotzdem möchten wir dir noch eine weitere Handmühle vorstellen, die zu den Profi-Handmühlen gehört und wir im Test auch richtig gut fanden: die Orphan Espresso Lido 2 für rund 220 Euro.
Es handelt sich bei der Orphan Lido 2 um das amerikanische Pendant zur Comandante, steht ihr in Qualität und Mahlergebnis um nichts nach, sieht aber komplett anders aus.
Sie ist mit einer Höhe von etwa 33 cm doppelt so groß wie die Comandante und besteht von der Kurbel bis zum Auffangbehälter aus durchsichtigen, hochwertigen Kunststoffen. Das konische Mahlwerk ist ist dementsprechend groß, die Kurbel relativ kurz und breit. Etwa 70 Gramm Kaffeebohnen fasst der Behälter, den man durch einen integrierten kleinen Trichter gut befüllen kann.
Mit über einem Kilo Eigengewicht stellst du die Orphan Lido 2 beim Mahlen vielleicht lieber auf dem Tisch oder einer anderen festen Oberfläche ab. Der Gummifuß ermöglicht einen festen Stand der Mühle und das große Mahlwerk erledigt seine Arbeit schnell und präzise.
Das wohl stärkste Argument für eine Orphan Lido ist jedoch die stufenlose Verstellbarkeit des Mahlwerks. Während die Comandante C40 MK4 über ein Klicksystem verfügt, ist die Orphan Espresso Lido 2 über zwei Ringe stufenlos verstellbar.
Die Einstellung des Mahlgrads ist dementsprechend komplizierter: Zuerst schraubst du den Auffangbehälter ab, dann drehst du den oberen, dünneren Ring locker und nun kannst du über den zweiten unteren Ring den Mahlgrad anpassen. Der obere Ring dient zur Fixierung der Einstellung, der untere Ring verändert den Mahlgrad. Sind beide Ringe nach ganz oben gedreht, ist dies die feinst mögliche Mahleinstellung. Ein wenig Orientierung bieten Einkerbungen rund um die Ringe.
Trotzdem ist der Mahlgrad mit der stufenlos einstellbare Mühle schwer reproduzierbar. Am besten behältst du die perfekte Mahlgradeinstellung bei, sobald du sie einmal gefunden hast.
Reinigung der Handmühle
Es gibt verschiedene Arten deine Handmühle zu reinigen.
Grundsätzlich solltest du nach jeder Nutzung einen Pinsel zur Hand nehmen, um die Kaffeereste vom Mahlwerk zu entfernen. Das ist sinnvoll, damit du keinen alten Kaffeereste in den nächsten Mahlvorgang mitnimmst.
Möchtest du die Handmühle richtig gründlich reinigen, gibt es spezielle Reinigungstabletten, mit denen du deine Mühle befüllst und sie damit einmal durchmahlst. Reinigungstabletten (z.B. von Urnex) sind unbedenklich, da chemiefrei. Sie befreien das komplette Mahlwerk von Fettresten.
