Guten Kaffee erkennen und kaufen

(coffeecradle Bohnen-Guide)

Wie erkenne ich gute Kaffeeröstungen und wo kann ich gute Kaffeebohnen kaufen?

Grundsätzlich raten wir: kaufe Kaffee bei einer kleinen Rösterei. Sei es bei einer kleinen Kaffeerösterei lokal oder online.

Dann ist die Wahrscheinlichkeit nämlich um einiges höher, dass du auf eine Rösterei triffst, deren Schwerpunktthemen Nachhaltigkeit und eine schonende Röstung sind.

Im Fokus vieler 3rd Wave Röstereien steht: Nachhaltigkeit. Das beginnt mit verlässlichen Beziehungen zu den Kaffeeproduzenten vor Ort. Denn nur so können die Produzenten vor Ort ihr Geschäft nachhaltig aufbauen und planen, ihre Mitarbeiter:innen fair bezahlen und wirklich guten Kaffee anbauen.

Viele 3rd Wave Röstereien veröffentlichen ihre Kaffeeeinkäufe und machen transparent, woher sie ihre Rohkaffees beziehen, welche Qualität der Kaffee hat (SCA Score) und wie viel sie pro Kilo bezahlen.

Große Röstereien, die ihre Produkte weltweit in gigantischer Zahl verkaufen, kaufen ihren Kaffee in so großen Mengen ein, dass es nur schwerlich möglich ist, beim Kauf auf Qualität zu achten. Hier zählt bei der Auswahl der Produzenten vor allem der Preis. Die Röstung selber erfolgt industriell und ist deswegen oftmals zu schnell und zu heiß. Die unglaublich großen Mengen an Kaffeebohnen werden auf Laufbändern auf hoher Temperatur geröstet und sind als Endprodukt nicht leicht bekömmlich.

Wenn du dann eine Packung Kaffee einer kleinen Rösterei in den Händen hältst, wie kannst du dann entscheiden, ob es sich um wirklich guten Kaffee handelt?

Diese Übersicht gibt dir einen Überblick über alle relevanten Qualitätsmerkmale:

  • Kaffeeart (Arabica oder Robusta)

  • Blend vs. Single Origin

  • Varietäten

  • Waschung

  • Flavor Notes

  • Röstdatum

  • Röstung (Filter, Espresso, Omni)

  • Grammanzahl

  • Beschaffenheit der Verpackung

  • Überflüssige Informationen

Arabica vs. Robusta

Nicht immer, aber überwiegend ist es der Fall, dass es sich bei Arabica-Bohnen um höherwertigen Kaffee handelt. Das ist meistens der Fall, da es sich bei Arabica-Bohnen um die aufwändiger anzubauende Art handelt. Trotzdem ist nicht jeder Kaffee, auf dem 100% Arabica steht, gleich guter Kaffee.

Blend vs. Single Origin

Danach kannst du dir anschauen, ob es sich um einen Blend, also eine Mischung, oder einen Single Origin handelt. Blends sind tendenziell weniger hochwertig als Single Origins.

Bei Single Origins handelt es sich um Kaffeebohnen, deren Herkunft zu einem spezifischen Ursprung zurückgeführt werden können, deren Herkunft also ganz genau nachvollziehbar ist, auf einen Produzenten, eine Lot (Charge).

Über Single Origin Kaffees hast du also viel genauere Informationen. Und in der Folge ein viel genaueres Geschmacksprofil. Du weißt, woher der Kaffee kommt, aus welcher Anbauhöhe, auf welchem Boden die Kaffeepflanzen gewachsen sind, etc.

Blends sind da viel undurchsichtiger. Trotzdem sind Blends nicht grundsätzlich schlecht. Viele Top-Rösterein oder Cafés bieten ihre eigenen Blends an und stellen damit hervorragenden Kaffee her.

Varietäten

Neben der Unterscheidung in Arabica und Robusta gibt es daneben noch weitere Varietäten, also sozusagen Unterkategorien.

So findest du auf einigen Kaffeepackungen weitere Begriffe wie “Heirloom”, “Geisha” (auch: “Gesha”), “Red Burbon”, “Yellow Burbon”, “Catuai”, “SL-28”, “Caturra”, uvm. Das sind alles Varietäten der Arabica-Pflanze, die zu eigenen Geschmacksnoten des Kaffees beitragen. Wenn du diese Information auf der Kaffeepackung finden kannst, ist das grundsätzlich eine gute Sache, denn je mehr Informationen die Produzent:innen bzw. Verkäufer:innen über ihr Produkt kennen, desto sorgfältiger mag der Kaffee angebaut und ausgewählt sein.

Waschung

Eine weitere Information, die für die Güte des Produkts sprechen kann, sind Infos zur Produktionsmethode, also zum Beispiel zur Waschung des Rohkaffees. Meist vorne auf der Packung steht dann, ob es sich um “natural” oder “washed” Prozesse handelt und auch die Fermentierungsmethode kann angegeben sein.

Flavor Notes

Und dann finden sich auf quasi jeder Packung Specialty Kaffee sogenannte Flavor Notes (auch: Taste Notes).

Wir finden nicht nur, dass Flavor Notes essentiell bei der Auswahl von Kaffee sind, sondern auch ein großer Spaß bei der Verkostung. Schmeckst du die auf der Verpackung angegebenen Flavor Notes, wie “Tropical Fruits, Grapes, Red Wine” heraus? Oder schmeckt der Kaffee so wie du ihn zubereitet hast komplett anders?

Doch woher kommen diese Flavor Notes überhaupt? Folgendermaßen: Wenn die Röstexpert:innen Rohkaffee einkaufen, dann cuppen sie den Kaffee vorher. Das heißt, dass sie den Kaffee auf eine standardisierte Art und Weise zubereiten, um die individuellen Geschmacksnoten den Kaffees zu erschmecken und herauszufinden, wo die individuellen Stärken und die Schwächen des Kaffees liegen. Die Notizen, die beim Cupping entstehen landen am Ende auf der Verpackung, damit du als Kund:in weißt, worauf du dich einlassen kannst.

Ein großes Spektrum von Geschmacksnoten, die ein Kaffee haben kann, findest du übrigens im Flavor Wheel des Kaffee Kompasses.

Röstdatum

Unten oder hinten auf der Verpackung solltest du das Röstdatum finden. Diese kleine aber unglaublich wichtige Information findest du quasi nie auf industriellem Kaffee, dort ist meist nur das MHD zu finden.

Prinzipiell kannst du aus dem Röstdatum ableiten, wie frisch der Kaffee ist. Der optimale Zeitpunkt zum Zubereiten der Kaffeebohnen sind etwa ein bis drei Wochen nach Röstdatum bei Filterkaffee (und zwei bis vier Wochen bei Espresso).

Filter vs. Espresso

Du findest darüber hinaus auf einigen (aber nicht allen) Verpackungen den Hinweis, ob es sich bei der Röstung um eine Filter- oder Espressoröstung handelt. Das ist kein absolutes Muss für Specialty Coffee, da einige Röstereien diese Unterscheidung einfach nicht machen, da sie nur eine Röstung verkaufen (Omni Roast).

Das ist weder gut noch schlecht. Es ist einfach ein Trade-off zwischen folgenden Fragen: Findet die Rösterei eine Rösteinstellung für alle Kaffeezubereitungsarten, also für Filterkaffee und Espresso, so verkaufen sie nur Omniröstungen. Oder stimmt die Rösterei ihre Röstungen speziell auf Filterkaffee und Espresso ab und führt unterschiedliche Röstungen durch.

Eine Feinabstimmung der Röstung entweder auf Filterkaffee oder Espresso kann für eine gute Qualität sprechen. Allerdings führen einige der besten Röstereien der Welt nur Omniröstungen durch.

Grammanzahl

Und natürlich findest du auch die Grammanzahl auf der Verpackung. Das ist keine irrelevante Information, um zu erkennen, ob es sich um richtig guten Kaffee handelt. Denn auffällig ist, dass Specialty Coffee meist in 250 Gramm Packungen verkauft wird.

Das ist so, weil diese Menge an Kaffee zuhause normalerweise in einer angemessenen Zeitspanne verbraucht werden kann. Zu große Mengen an Kaffee stehen einfach länger herum und der Kaffee verliert nach einer gewissen Zeit mit jedem weiteren Tag an Geschmack.

Beschaffenheit der Verpackung

Und ganz am Schluss kannst du dir noch die Verpackung ansehen: Ist die Packung wiederverschließbar? Befindet sich ein Ventil an der Verpackung? Und wie empfindest du das Design des Etiketts?

Dass es sich bei der Verpackung um eine wieder verschließbare Verpackung handelt, ist sehr wichtig für den Erhalt der Aromen. Du möchtest deinen Kaffee luftdicht lagern und am besten ist die Originalverpackung genau darauf ausgelegt.

Auch das Ventil trägt dazu bei, dass die Aromen des Kaffees erhalten bleiben. Aus diesem Grund nennt man das Ventil “Aromaschutzventil”. Es entlässt die Gase, die nach der Röstung entstehen aus der Verpackung.

Überflüssige Informationen

Auf welche Infos zu verzichten kannst, die du allerdings auf minderwertigen Kaffee sehr oft findest: die Intensität/Stärke des Kaffees sowie die Säure.

Die Intensität oder Stärke und der Säuregehalt von Kaffee sind Erfindungen der Kaffeeindustrie - jedenfalls so wie sie auf Packungen des Industriekaffees verwendet werden. Diese Informationen können eigentlich nur beschreiben, wie die Röstung schmeckt.

Doch grundsätzlich wird in der industriellen Produktion sehr heiß, kurz und dunkel geröstet, womit eine starke Dominanz der Röstaromen einhergeht und der eigentliche Geschmack des Kaffees überdeckt wird.

Unsere Bildergalerie zeigt dir, wie die einzelnen Qualitätsmerkmale aussehen können.

Richtig gute Kaffeebohnen kaufst du am besten in kleinen Röstereien, die viel Wert auf Nachhaltigkeit und langfristige Beziehungen zu den Kaffeeproduzent:innen legen. Sie beziehen ihren Rohkaffee oft direkt von den Farmen bzw. Kooperativen und rösten den Kaffee schonend und hell.

Hier haben in unserem Rösterei Guide eine übersichtliche Liste der besten Specialty Coffee Roaster für dich zusammengestellt.

Und wenn du Kaffeeröstereien in deiner Nähe kennenlernen möchtest, dann schaue am besten in unserem Rösterei Guide DE vorbei.