French Press Brew Guide: Kaffeezubereitung mit der French Press

(Schritt-für-Schritt Anleitung)

Die French Press eignet sich perfekt für den Einstieg in die Welt des Filterkaffees. Sie ist einfach in der Handhabung und verzeiht kleine Fehler.

Wir erklären dir hier, wie die French Press funktioniert und wie du den Kaffee mit dieser Methode am besten zubereitest.

 
  1. Was du brauchst

  2. Schritt-für-Schritt Anleitung

  3. brew recipe

  4. deep dive

 

Was du dafür brauchst

  • French Press (Pressstempelkanne)

  • Kaffee(-bohnen)

  • Wasser

  • ggf. eine Handmühle und eine Waage

 

Wie die French Press funktioniert

Bei der Zubereitung von Kaffee mit einer Pressstempelkanne handelt es sich um eine Full Immersion Methode. Das bedeutet, dass das Kaffeepulver während des gesamten Brühvorgangs vollständig mit dem heißen Wasser vermischt ist.

Der Pressstempel ersetzt nicht die Funktion eines Papierfilters, sondern filtert lediglich die gröberen Kaffeepartikel aus dem Kaffee.

Da der Metallfilter deutlich grobmaschiger als beispielsweise der Papierfilter einer V60 ist, bleiben feinere Kaffeepartikel im Kaffee zurück. Außerdem verbleiben deutlich mehr Kaffeeöle im Getränk und werden nicht herausgefiltert.

Dadurch erhält der Kaffee aus einer French Press seinen deutlich schwereren, vollmundigeren Geschmack, der im Vordergrund steht und die spezifischen Geschmacksnuancen des Kaffees kommen weniger zur Geltung.

Eine weitere Eigenschaft der French Press ist: je näher du dich beim Ausschenken dem Bodensatz der Pressstempelkanne näherst, desto mehr Sedimente gelangen in die Tasse. Lass die letzten Schlücke Kaffee deswegen lieber in der Kanne.

Tipp: Je länger die French Press steht, desto mehr Zeit haben ebendiese Kaffeepartikel, sich am Boden der Kanne zu sammeln. Beim Abgießen des Kaffees solltest du darauf achten, den Kaffee in der French Press und das angedrückte Kaffeebett so wenig wie möglich in Bewegung zu versetzen, damit weniger Kaffeepartikel in deiner Tasse gelangen.

Folgende Schritte solltest du beachten, damit du eine Kanne richtig guten French Press Kaffees erhältst.

 

Step 1 Wasser kochen

Für die French Press benötigst du frisch aufgekochtes Wasser (off boil - bedeutet: Wasser aufkochen und danach kurz warten bis es nicht mehr sprudelt).

Grundsätzlich gilt: nutze für die Kaffeezubereitung gefilteretes Wasser (z.B. aus dem BRITA-Filter). Dein Kaffee besteht am Ende zu über 98% aus Wasser - wenn dein Wasser nicht schmeckt, schmeckt am Ende auch der Kaffee nicht.

Das Gute ist: du kannst deinen normalen Wasserkocher verwenden, den du schon zuhause hast. Special Equipment wie eine Schwanenhalskanne ist nicht notwendig.

Da du Kaffeemehl und Wasser einfach miteinander vermischst und es viel einfacher ist, das Kaffeebett gleichmäßig zu befeuchten, ist kein Aufguss mit Schwanenhals notwendig (und: eine Schwanenhalskanne würde das Wasser langsam ausgießen, sodass die Zubereitung mit einer 1-Liter French Press aufwändiger scheint. Trotzdem hilf eine Schwanenhalskanne beim gleichmäßigen Befeuchten des Kaffeemehls).

Koche etwa ein Drittel mehr Wasser als du für den Brühvorgang benötigst. Mit diesem extra Wasser wird die Kanne vorher aufgewärmt.

 

Step 2 Kaffee abwiegen und mahlen

Je nach Größe der French Press benötigst du unterschiedlich viel Kaffeepulver. Als Faustregel gilt folgendes Verhältnis: 1 Gramm Kaffee auf 15 Milliliter Wasser.

Möchtest du einen intensiveren, stärkeren Kaffee, ist ein Verhältnis von bis zu 1:14 machbar und einen schwachen Kaffee erhältst du mit einem Verhältnis von bis zu 1:17 (brew ratio).

Beim Abwiegen der Kaffeebohnen kannst du dich an dieser Tabelle orientieren. Verzichtest du bei dieser Zubereitungsmethode auf das Abwiegen des Kaffeepulvers, stehen hinter der Gramm-Anzahl die ungefähren Mengen in Teelöffel:

  • 0,25 Liter (1 Becher) & 16 Gramm Kaffee (3 gehäufte Teelöffel)

  • 0,375 Liter (1,5 Becher) & 24 Gramm Kaffee (4 gehäufte Teelöffel)

  • 0,5 Liter (2 Becher) & 32 Gramm Kaffee (5 gehäufte Teelöffel)

  • 0,75 Liter (3 Becher) & 48 Gramm Kaffee (7 gehäufte Teelöffel)

  • 1,0 Liter (4 Becher) & 64 Gramm Kaffee (9 gehäufte Teelöffel)

  • 1,5 Liter (6 Becher) & 96 Gramm Kaffee (13 gehäufte Teelöffel)

Die Faustregel für die ungefähre Grammzahl in Teelöffeln orientiert sich an: pro Tasse ein Teelöffel Kaffee plus ein Löffel extra (eine Tasse entspricht 125ml und ein Becher das doppelte, also 250ml).

Mahle die Kaffeebohnen frisch und mittelgrob (im Vergleich zu Filterkaffee etwas gröber), da der Kaffee bei der French Press über die ganze Brühzeit hinweg mit dem Kaffeemehl in Kontakt ist (Full Immersion).

Tipp: viele Artikel raten dir, den Kaffee sehr grob zu mahlen. Das empfehlen wir nicht. Wir mahlen den Kaffee für die French Press mittelgrob.

Das heißt, dass dadurch das Wasser hier viel mehr Kontakt hat, die Stoffe aus dem Kaffee zu lösen. Eine gröbere Mahleinstellung reduziert die Kontaktfläche zwischen Kaffeepulver und Wasser. So erreichst du eine gleichmäßige Extraktion des Kaffees.

Achtung: würdest du für die Zubereitung Filterkaffee aus dem Supermarkt verwenden, welcher relativ fein gemahlen ist, dann würdest du einen stark überextrahierten, bitteren Kaffee erhalten. Vorgemahlener Filterkaffe aus dem Supermarkt eignet sich hier also gar nicht.

 

Step 3 Kaffee aufbrühen

Bevor du den Brühvorgang startest, wärme unbedingt die Kanne auf. Lege den Pressstempel beiseite und fülle das zusätzlich erwärmte Wasser in die Karaffe.

Nachdem du die aufgewärmte Kanne vom Wasser befreit hast, platziere das Kaffeepulver auf dem Boden der Kanne.

Nun gießt du so viel heißes Wasser hinein, wie benötigt bzw. die Kanne maximal fassen kann.

Rühre das Kaffee-Wasser-Gemisch nicht um. Achte beim Eingießen einfach darauf, das Kaffeemehl gleichmäßig zu treffen, um die gesamte Masse zu befeuchten und in Bewegung zu versetzten.

Und dann heißt es: warten! Lass dem Kaffee 4 Minuten Brüh-Zeit ohne zu Rühren oder die Kanne zu schwenken.

 

Step 4 Die Kruste brechen

Disclaimer: Hey, diesen Step kennst du vielleicht noch nicht von deinen bisherigen Recherchen. Er macht allerdings den entscheidenden Unterschied, wenn du richtig guten Kaffee mit der French Press herstellen möchtest. Deswegen, lass dich hiervon nicht irritieren, sondern probiere es aus. Der Vorteil dieses Steps (für den du weitere 4 Minuten investierst) ist der bessere Geschmack aufgrund viel weniger Schwebstoffe im Getränk. Und unterm Strich verlierst du gar keine Zeit, weil du bei der klassischen Zubereitungsmethode den Kaffee sowieso noch ein paar Minuten stehenlassen musst, um ihn weiter abkühlen zu lassen - denn nach nur 4 Minuten ist er einfach noch zu heiß zum Trinken.

Während des vierminütigen Brühvorgangs sammeln sich Kaffeesedimente und Schaum an der Oberfläche. Nimm im Anschluss einen Teelöffel zur Hilfe, um diese Oberfläche aufzubrechen und mit kleinen kreisförmigen, oberflächlichen Rührbewegung zum Absinken zu bringen.

Lasse den Kaffee nun weitere 4 bis 8 Minuten abkühlen, während sich die restlichen Kaffeepulverteile vollständig absetzten.

Keine Angst, der Kaffee wird jetzt nicht weiter brühen und überextrahieren. Denn sobald du die Kruste gebrochen hast, sinken die Kaffeepartikel zu Boden und der Brühvorgang ist beendet.

Nach diesem Schritt ist der Pressstempel dann auch nicht mehr unbedingt notwendig. Du musst ihn eigentlich nicht mehr unbedingt einsetzten und herunterdrücken, da bereits alle Sedimente am Boden sind.

Trotzdem kannst du mit Schritt 5 fortfahren und den Pressstempel einsetzten, da er dabei helfen kann, das Kaffeebett am Boden der Kanne zu halten, sobald du den Kaffee ausschenkst.

 

Step 5 (Optional) Pressstempel einsetzten

Jetzt erst kommt der Pressstempel zum Einsatz.

Setze den Pressstempel vorsichtig auf die Kanne und senke ihn wenige Millimeter auf die Kaffeeoberfläche. Hier kannst du den Pressstempel belassen, ohne ihn herunterzudrücken. So dient er als Extra-Sieb, falls noch letzte kleine Kaffeeteilchen in der Kanne schweben

Den Pressstempel wie gewohnt ganz nach unten zu drücken ist wirklich nicht notwendig. Das Herunterdrücken des Pressstempels führt jetzt nur noch dazu, dass du das Kaffeebett wieder aufwirbelst. Damit machst du die Bemühungen aus Step 4 wieder zunichte.

Du brauchst den Kaffee danach nicht in eine andere Kanne umfüllen und keine Angst haben, dass der Kaffee überextrahiert, wenn du den Kaffee in der French Press lässt.

Achte beim Servieren des Kaffees darauf, die Kanne sorgsam anzuheben und zu kippen, damit du das Kaffeebett nicht wieder in Bewegung versetzt.

 

brew recipe - French Press

Wasser 1000ml | Kaffee 64g | Brew Ratio 1:15 | Wassertemperatur 95 Grad | Mahlgrad grob | Brühzeit 4 Minuten + 4 Minuten Ruhezeit

  1. Bringe 1,5l Wasser zum kochen und lasse es kurz stehen (off boil).

  2. Wiege 64g Kaffee ab (orientiere dich an einer Brew Ratio von 1:14 bis 1:17) und mahle den Kaffee mittelgrob (30 Klicks auf der Comandante).

  3. Spüle die French Press-Kanne durch, um das Gefäß auf Temperatur zu bringen.

  4. Platziere das Kaffeemehl am Boden der French Press.

  5. Gieße 1l Wasser zügig auf, achte dabei darauf, das komplette Kaffeemehl zu befeuchten.

  6. Gib dem Kaffee 4 Minuten Zeit, um zu brühen.

  7. Brich die Kruste, mit kleinen kreisenden Bewegungen an der Oberfläche.

  8. Gib dem Kaffee weitere 4 bis 8 Minuten, damit sich alle Sedimente auf dem Boden senken können.

  9. Serviere den Kaffee vorsichtig, um das Kaffeebett nicht wieder aufzuwirbeln.

 

Gehts auch einfacher?

Wenn mit einfacher “schneller” gemeint ist, dann ist unsere Antwort: nein!

Wenn du dich für die Full Immersion Methode (also das komplette Vermischen des Wassers mit dem Kaffeepulver während des Brühvorgangs) und gegen die Nutzung eines Filters entscheidest, dann muss das Kaffeepulver auch irgendwie wieder vom Kaffee getrennt werden - und das braucht Zeit.

Der Brühvorgang alleine benötigt 4 bis 5 Minuten. Das Absetzten aller Sedimente dauert weitere 4 Minuten. Mit der nötigen Vorbereitung, also dem Abwiegen und Mahlen des Kaffees und dem Erhitzen des Wassers, ist der Kaffee erst nach frühestens 12 Minuten trinkfertig.

Solltest du die Stempelpresse bereits nach vier Minuten einsetzten und herunterdrücken, landen mehr Partikel im Kaffeebecher und der Kaffee schmeckt fad und eindimensional.

Zudem ist der Kaffee nach nur vier Minuten noch viel zu heiß, um ihn zu trinken (nämlich bei etwa 70 Grad). Investierst du also vier weitere Minuten in die French Press Zubereitung, kühlt der Kaffee nicht nur auf eine trinkbare Temperatur herab, sondern lässt sich auch fast komplett vom restlichen Kaffeepulver trennen.

 

Deep Dive

Die French Press ist ein besonders spannendes Thema, weil sie im Vergleich zur Handfiltration mit einer komplett anderen Sichtweise auf das Brühen von Kaffee daher kommt, da hier ganz einfach auf das Filtern des Kaffees verzichtet wird und Kaffeemehl und Wasser komplett miteinander vermischt werden (Full Immersion).

Es handelt sich bei der Kaffeezubereitung mit der French Press um die sogenannte Full Immersion Methode.

Full Immersion bedeutet, dass die Kaffeepartikel während des kompletten Brühvorgangs mit dem Wasser in Kontakt sind. Dabei ist die vollständige Vermischung von Kaffeepulver mit Wasser kein neuartiger Gedanke. Schon vor Hunderten Jahren wurden Kaffeebohnen geröstet und gemahlen in Wasser aufgekocht.

Ganz anders funktionieren die Pour Over Methoden, z.B. Handfilterzubereitung oder Chemex, da bei dieser Technik das heiße Wasser nur kurzzeitig mit dem Kaffeepulver in Berührung kommt und gefiltert wird.

Die Full Immersion macht den Kaffee vollmundiger und kräftiger und ist in der Umsetzung grundsätzlich erst einmal einfacher. Die Variablen, die du kontrollieren kannst und das benötigte Equipment sind überschaubarer.

Generell ist die Anwendung der French Press eher unanfällig für grobe Fehler, da heißes Wasser und gemahlene Bohnen schlicht und einfach zusammengemischt werden. Es ist kein Eingriff erforderlich.

Der Brühvorgang passiert mit einer festgelegten Menge an Wasser und Pulver in einer festgelegten Zeit und kann auch nicht sonderlich überstrapaziert werden, da nach einer gewissen Zeit, üblicherweise nach fünf Minuten, keine weitere Extraktion mehr stattfindet und das Wasser gesättigt ist.

Die größte Gefahr ist: Ungeduld.

Lässt du dem Gemisch in der Kanne nicht genügend Zeit zu brühen und sich abzusetzen, schlägt sich dies negativ auf den Geschmack und das Mundgefühl nieder.

Der Geschmack der French Press

Durch den langen Kontakt von Kaffeepulver und heißem Wasser in der Kanne der French Press, werden mehr Stoffe aus der Bohne extrahiert, als bei dem relativ kurzen Kontakt der Pour Over Methode. Eine eher gröbere Mahleinstellung verhindert zusätzlich eine Überextraktion.

French Press Kaffee hebt die schokoladigen, schweren, bitteren Noten der Kaffeebohne hervor, weniger die sauren, blumigen, leichten. Der volle Geschmack wird außerdem durch die im Kaffee verbliebenen Öle, Fette und Sedimente hervorgerufen, da die French Press statt mit einem Papierfilter lediglich mit einem Sieb arbeitet.

Außerdem hat ein Kaffee, der mit einer French Press zubereitet wurde, einen im Vergleich hohen Koffeingehalt.

Röstung und Mahlgrad für die French Press

Ein eher grober Mahlgrad bei der Nutzung einer Pressstempelkanne hat gleich mehrere Vorteile. Zum einen setzen sich größere, schwere Kaffeepulverpartikel schneller am Boden der Kanne ab und landen somit nicht in der Kaffeetasse. Zum anderen besteht nicht die Gefahr einer Überextraktion des Kaffees.

Mahlst du den Kaffee viel zu fein, extrahiert das Wasser zu schnell zu viele Kaffeearomen und das Verhältnis von Wasser zu Kaffeeteilchen wird unausgewogen und der Kaffee schmeckt bitter.

Mahlst du den Kaffee hingegen zu grob, kommt das Wasser zu wenig in Kontakt mit der Bohne und extrahiert zu wenig Kaffeeteilchen und der Kaffee schmeckt wässrig und fad.

Ein großes Problem für die Qualität des Kaffeegetränks stellen deswegen Mühlen dar, die die Kaffeebohnen nicht gleichmäßig mahlen. Einfache Schlagmesser-Mühlen mahlen den Kaffee so ungleichmäßig, dass gleichzeitig kleine (Fines) und größere (Boulder) Kaffeeteilchen entstehen und dazu führen, dass der Kaffee in der Kanne gleichzeitig über- und unterextrahiert. So kann der Kaffee gleichzeitig bitter (Fines überextrahieren) und sauer schmecken (Boulder unterextrahieren), was weder durch Anpassung der Wassertemperatur noch der Brühzeit verhindert werden kann.

Röstungen mit schokoladigen, süßen Noten eignen sich besser als fruchtige Kaffeebohnen, da die French Press die dunklen Geschmacksnoten stärker hervorheben kann.

Wassertemperatur für die French Press

Heißes aber nicht mehr kochendes Wasser unter 95 Grad kannst du für den Brühvorgang nutzen.

Auch bei dieser Zubereitungsmethode ist es essenziell wichtig, die Temperatur des Wasser während des Brühprozesses so konstant wie möglich zu halten, damit die Extraktion gleichmäßig ist.

Unserer Meinung nach ist dieser Faktor sogar die zentrale Variable bei der Zubereitung von Kaffee mit der French Press. Denn schlussendlich möchtest du den Kaffee mit der Temperatur brühen auf die du das Wasser eingestellt hast. Wenn das Wasser direkt beim Befüllen der Kanne unkontrolliert abkühlt, kannst du nicht mehr nachvollziehen, wie sich der Brühvorgang entwickeln wird.

Deswegen ist es so wichtig, die äußeren Umstände so einzustellen, dass das Kaffee-Wasser-Gemisch (Slurry) möglichst konstant bleibt.

Eine doppelwandige (isolierte) Kanne ist damit viel besser geeignet als eine Kanne aus Glas. Denn isolierte Edelstahlkannen sind die einzigen, die die Wassertemperatur konstant auf einer hohen Temperatur halten können.

In Glaskannen kühlt das Wasser sofort ab und verliert weiter an Temperatur, während der Kaffee brüht. Das hat einen negativen Einfluss auf den Brühvorgang, da er nicht gleichmäßig verläuft und dadurch nicht steuerbar ist.

Solltest du also eine isolierte Pressstempelkanne aus Edelstahl nutzen, bringe sie im Vorhinein unbedingt mit dem kochenden Wasser auf Temperatur Durch das Vorwärmen einer Edelstahlkanne stellst du sicher, dass die Wassertemperatur beim eigentlichen Brühvorgang nicht direkt nach der Befüllung strak absinkt und die Qualität des Kaffees schwankt.

Auch Pressstempelkannen aus anderem Material wie Glas oder Keramik sollten vorher unbedingt aufgewärmt werden.

Doch nicht nur das Material der French Press hat Einfluss auf die Temperatur, sondern auch ihre Größe.

Grundsätzlich gilt: Je größer die French Press, desto konstanter läuft der Brühprozess ab (da mehr Masse die Temperatur des Wassers einfacher halten kann)

Wir empfehlen deswegen, eine größere French Press Kanne zu benutzen, die mindestens 500 Milliliter Wasser fassen kann.

Blooming bei der French Press

Während wir in unsere Anleitung zu Filterkaffee mit dem Handfilter Blooming einbauen, verzichten wir bei der Zubereitung von Kaffee mit der Pressstempelkanne ganz bewusst auf diesen Schritt.

Blooming wenden wir bei Pour Over Methoden an, um CO2 aus dem Kaffeepulver zu lösen, was den gleichmäßigen Kontakt von Wasser und Kaffeepulver beeinträchtigt.

Bei Full Immersion Methoden ist dieser Schritt nicht notwendig. Die Kontaktzeit zwischen Wasser und Kaffeebohne ist hier lang genug und wird durch das Entweichen von CO2 nicht reduziert.

Aus diesem Grund ist Blooming bei der Nutzung einer French Press ein überflüssiger Schritt.

Brühzeit und das Brechen der Kruste

Die gängige “Wartezeit” bei Nutzung der French Press wird mit 4 Minuten angegeben. Wir planen hier allerdings mindestens 8 Minuten ein.

Wir gehen hierbei wie folgt vor:

  1. wir warten 4 Minuten (kein Rühren oder Swirl)

  2. wir brechen die Kruste (Oberfläche bestehend aus Sedimenten und Schaumablagerungen)

  3. wir geben dem Kaffee weitere 4 Minuten, bevor wir den Stempel einsetzen

Der Verzicht auf das Rühren (z.B. mithilfe eines Stabs, Löffeln oder Swirls) hat gleich mehrere Vorteile. Allen voran steht jedoch folgendes Argument: Du unterbrichst den Brühprozess nicht!

Sobald du das Kaffeemehl mit dem Wasser vermischst (Slurry), beginnt sich eine Kruste an der Oberfläche des Slurry zu bilden.

Würdest du nun beginnen, das Kaffee-Wasser-Gemisch auch nur kurz umzurühren, brichst du die Kruste gleich zu Beginn und die ersten Kaffeepartikel fallen zu Boden. Sobald das der Fall ist, extrahiert der Kaffee nicht mehr wie beabsichtigt, der Brühvorgang verlangsamt sich.

Deswegen erfolgt das Brechen der Kruste erst nach Ablauf von mindestens vier Minuten. Breche die Kruste indem du mit einem Löffel oder Rührstab in die Mitte der Kruste stichst und einige Male in kreisenden Bewegungen durch die Oberfläche rührst. Tauche dabei nicht tief in die Kanne ein, um den Kaffee nicht zu stark in Bewegung zu versetzen.

Optional kannst du diesen Schritt beenden, indem du überschüssigen Schaum von der Oberfläche abnimmst, damit dieser später nicht in deiner Kaffeetasse landet.

Warte nun weitere vier Minuten. Während dieser Extra-Wartezeit, setzen sich alle restlichen an der Oberfläche befindlichen Kaffeepartikel auf den Kannenboden ab.

Keine Angst, der Kaffee wird während dieser Zeit nicht überextrahieren und am Ende bitter schmecken. Ein Großteil der Kaffeepartikel sinkt recht schnell auf den Kannenboden. Und mit dem richtigen Verhältnis von Wasser zu Kaffeepulver (und dem richtigen Mahlgrad) ist das Wasser irgendwann gesättigt.

Bereits nach vier bis fünf Minuten sollte das der Fall sein, jede weitere Minute macht den Kaffee nicht viel stärker, sondern nur geschmeidiger, da weitere Kaffeepulverreste auf den Boden sinken.

Nach insgesamt mindestens acht Minuten kann der Pressstempel auf die Kaffeeoberfläche aufgesetzt werden und als zusätzliches Sieb dienen. Das ist allerdings in den meisten Fällen gar nicht mehr notwendig, da mit ein wenig Übung (nach dem Brechen der Kruste) keine Kaffeesedimente mehr an der Oberfläche schwimmen sollten.

Wir raten davon ab, den Pressstempel einzusetzen und komplett herunterzudrücken. Dieser Handgriff würde das Kaffeebett am Boden unnötigerweise wieder aufwirbeln.

Kommen wir noch einmal zurück auf die Bildung und das Brechen der Kruste.

Uns ist bewusst, dass dieser Punkt ein weit diskutiertes Thema in der Kaffeewelt ist und unterschiedliche Meinungen dazu existieren.

Warum ist die Bildung der Kruste überhaupt wichtig? Was bringt das Brechen der Kruste?

Hier sind die Antworten:

  1. Die Bildung der Kruste trägt dazu bei, die Temperatur konstant zu halten und wirkt wie ein Schutzschild

  2. Durch das Brechen der Kruste beendest du den Brühprozess, weil dadurch die Sedimente beginnen herab zu fallen

  3. Die Bildung der Kruste wird behindert, indem du das Slurry direkt am Anfang umrührst, weil sich durch das Umrühren Kaffeeteile sofort beginnen abzusetzen, statt sich als Kruste an der Oberflache zu sammeln

  4. es ist absolut tabu, den Pressstempel direkt nach dem Vermischen des Kaffeemehls und des Wassers als Deckel einzusetzen, weil sich so an der Oberfläche erst gar keine Kruste bilden kann und der Kaffee sich sofort absetzt

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